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Pläne und Ansichten hier:
Flensburger Sammlung
Schleswigsche Sammlung Nordischer Alterthümer in Flensburg 1852-1864
• Königliche Sammlung skandinavischer Altertümer
• Kongelige Samling af nordiske Oldsager i Flensborg
• Flensburgsammlung oder
• Flensburger Sammlung
• Flensborgsamlingen
war ein Museum für Altertümer und archäologische Funde des Herzogtums Schleswig. Leiter der Sammlung war
Helvig_Conrad_Engelhardt.
Grundlage der Sammlung
• Sammlung Jaspersen, ca. 2.000 Fundstücke
• Sammlung M.R. Mechlenburg
• Sammlung Peter v. Timm 1859
• Oldnordisk Museums, zahlreiche Fundstücke als Schenkung.
Gelehrtenschule
Zuerst war die Sammlung in der
Gelehrtenschule in der Roten Straße in Flensburg untergebracht. Diese diente auch als Ausstellungsort.
Als Archäologe war Engelhardt Grabungsleiter der Grabungskampagnen von
• 1858-1861 im Thorsberg Moor (Angeln) und
• 1859-1863 im Nydam Moor (Sundewitt).
Es waren zwei außergewöhnlich ergiebige Fundstellen aus der Eisenzeit. Die wichtigsten Objekte der Sammlung stammen aus dieser Periode. Mit dem Fund des Nydambootes 1863 umfasste die gesamte Sammlung fast 10.000 Fundgegenstände. Die Räumlichkeiten der Schule reichten nach 1858 nicht mehr aus, neue Lagerräume außerhalb der Schule waren nur eine Übergangslösung.
Ständehaus
Im Sommer 1858 wurden zum ersten Mal einige Fundstücke im Ständehaus gezeigt.
Die Örtlichkeit erwies sich als dauerhafter Ausstellungsort ungeeignet, da zu jeder Ständeversammlung die Ausstellung geräumt werden musste.
Regierungshof Flensburg Museum
Das Schleswig-Ministerium in Kopenhagen finanzierte die Flensburger Sammlung. Auch konnte König Frederik VII. als Mäzen gewonnen werden und versprach finanzielle Unterstützung. Da sich die Sammlung stetig vergrößerte, musste eine bauliche Lösung gefunden werden. Der Architekt
Laurits_Albert_Winstrup wurde beauftragt, das Gebäude Holm Nr.9 im Regierungshof als Ausstellungsort für das Museum einzurichten.
1861 war der nördliche Flügel des Regierungsgebäudes das Museum "Schleswigsche Sammlung Nordischer Alterthümer".
Die Ausstellungsräume waren für die stetig wachsende Sammlung zu klein bemessen und es wurden weitere Baumaßnahmen erforderlich.
1862 und 1863 wurden umfangreiche Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen durchgeführt. Im Herbst 1863 wurde die oberste Etage zweimal umgebaut.
Mittlerweile umfasste die Sammlung fast 10.000 Fundgegenstände.
Als im Sommer 1863 der Fund des Nydambootes dazu kam, gab es nur die Möglichkeit, das Boot auf dem Dachboden aufzustellen.

Auslagerung - Versteck - Suche - Auslieferung
Es waren politisch unruhige Zeiten, ein Krieg mit Preußen und Österreich bahnte sich an. Auf Anraten seiner dänischen Kollegen und mit Rücksprache von
Regenburg wurde Engelhardt empfohlen, die Sammlung an einem sicheren Ort zu deponieren und so insgeheim die Flensburger Sammlung für Dänemark zu sichern. Auch sollte E. den Katalog und die Protokolle der Sammlung separat aufbewahren.
• 1863/1864 verpackten Engelhardt und seine Mitarbeiter die Sammlung in über 30 Kisten. Das gerade frisch konservierte und zusammengebaute Nydam Boot musste E. auf dem Dachboden zurücklassen, um keine Schäden an der Struktur des Bootes zu riskieren.
• Ende Januar 1864 begleitete Rudolph_Petersen 32 größere und kleinere Kisten zum Pfarrhaus Nordborg auf Alsen. Der dortige Pfarrer Erik_Høyer_Møller war in die Auslagerungsaktion eingeweiht.
• Einige Tage später schickte Engelhardt eine weitere Kiste mit Antiquitäten an das Dänische Nationalmuseum in Kopenhagen, zusammen mit einer Inventarliste aller Kisten.
• 01.02.1864 der Deutsch-Dänische Krieg beginnt.
• 05.02.1864 beim Rückzug der dänischen Armee aus dem Danewerk machte sich Engelhardt Sorgen um die Kisten in Nordborg. Es wurde ein neues Versteck in Korsör auf Seeland ausfindig gemacht und der Transport dorthin verschleiert.
• Ende Februar 1864 wurden die Kisten von Nordborg nach Sonderburg transportiert.
• 04.03.1864 Stephensen beauftragte und begleitete den Transport der Kisten per Postschiff von Sonderburg nach Korsör. Die Fracht wurde als Büchersendung mit der Kennung K.O.S. deklariert. In Korsør wurden die Kisten in einem Lagerhaus eines alten Lebensmittelgeschäftes abgestellt. Stephensen fuhr dann weiter nach Kopenhagen, um Christian_Jürgensen_Thomsen,
dem Direktor des Dänischen Nationalmuseums, Bericht zu erstatten.
Nach der Auflösung der Flensburger Sammlung arbeitete E. weiter als Lehrer an seiner Schule in Flensburg.
1864 Frieden von Wien
Am 30.10.1864 endete der Deutsch-Dänische Krieg mit der Kapitulation Dänemarks und dem Frieden von Wien.
Laut Artikel XIV des Friedensvertrags ging die Flensburger Sammlung in preußischen Besitz über.
1864 Umzug Engelhardt
Nach der Kapitulation Dänemarks verließ Engelhardt fluchtartig Flensburg und ging nach Kopenhagen zurück. E. nahm den von ihm erstellten Katalog und die Protokolle der Flensburger Sammlung mit, da er sie als sein Eigentum betrachtete.
1985 wurde eine Kopie dieser Protokolle dem Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf übergeben.
In Kopenhagen arbeitete Engelhardt weiter als Lehrer. Als Assistent am Nationalmuseum widmete E. sich der Verwaltung der Sammlung und leitete weitere Ausgrabungen und Bearbeitungen der Funde aus Kragehul und Vimose.
1864 Inspektion der Flensburger Sammlung
Ende 1864 wollten preußische Inspektoren, unter anderem auch H_Handelmann aus Kiel, die Flensburger Sammlung in Augenschein nehmen, fanden aber - außer dem Nydamboot auf dem Dachboden - nur leere Schränke und Vitrinen vor.
Da keine Unterlagen im Museum vorhanden waren, konnte man sich auch kein Bild vom Umfang der Fundstücke machen.
Die dänische Regierung wurde aufgefordert, die Sammlung zu suchen und auszuliefern. Deren Recherche brachte jedoch keine brauchbaren Ergebnisse. Es folgten langwierige Verhandlungen mit der dänischen Regierung.
1868 Suche und Auslieferung der Flensburger Sammlung
Erst Anfang 1868 wurde mit Hilfe eines Polizeispitzels und von Bestechungsgeld die Sammlung in Korsör entdeckt. Preußen und die schleswig-holsteinische Provinzregierung forderten von Dänemark nachdrücklich die Auslieferung der Sammlung.
In der Zeit zwischen 1864-1868 sind ca. 550 Fundstücke der Flensburger Sammlung für das Oldnordisk Museum entnommen worden. Da keine Inventarlisten vorhanden waren, konnte man den Inhalt der Kisten nicht auf Vollständigkeit überprüfen.
Die Kisten wurden in Korsör auf das Dampfschiff "Aurora" gebracht und am
13. Februar 1868 in Kiel angeliefert.
1868 Lagerung in Kiel
In Kiel wurden die Kisten der Flensburger Sammlung in den Kellergewölben des Kieler Schlosses eingelagert und über deren Verbleib und Zuschlag lange nachgedacht.
1874 Eingliederung
1874 wurden die Bestände der Flensburger Sammlung in das Museum_vaterländischer_Alterthümer der Christian-Albrechts-Universität in Kiel eingegliedert.
1877 kommt das Nydamboot in Kiel an
1877 transportierte man das zerlegte und in Kisten verpackte Nydamboot nach Kiel. Auch in Kiel wurde das Boot aus Platzmangel auf dem Dachboden des Museum "Vaterländischer Alterthümer" nur eingelagert.
Nach dem Umbau des Dachbodens konnte man das Boot ab 1887 erstmals aufstellen, aber erst 1925 war es mit dem Anbau als Ausstellungsraum der Öffentlichkeit zugänglich. 1941 wurde es ausgelagert und fand schließlich 1948 seinen endgültigen Platz im Schloss Gottorf.
Heute befindet sich ein großer Teil der Sammlung im Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf und der übrige Teil im Dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen.
Quellen:
Flensborgsamlingen 1852-1864 og dens skæbne.
Stine Wiell
Padborg 1997
ISBN 87-89178-27-0
KBK = Köngliche Bibliothek Kopenhagen
LDSH = Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein
StAKI = Stadtarchiv Kiel
StASL = Stadtarchiv Schleswig
SHLB = Landesbibliothek Schleswig-Holstein - Kiel
LAS = Landesarchiv Schleswig-Holstein - Schleswig