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Pläne und Ansichten hier:
Das Nydamboot
1863 Entdeckung des Nydambootes
Am 18.08.1863 entdeckte
Helvig_Conrad_Engelhardt bei Ausgrabungen im Nydammoor nördlich von Sonderburg unter anderem ein 23 Meter langes Schiff aus Eichenholz, das heute als das Nydamboot bekannt ist. Erstmals war es möglich, ein vorgeschichtliches hochseetaugliches Schiff zu bergen und zu untersuchen.
• Das 23 m lange und 3,24 m breite Eichenboot in Klinkerbauweise war im Moor gut erhalten geblieben.
• Das Ruderboot für etwa 45 Krieger wurde um 320 n. Chr. gebaut und als Opfergabe versenkt.
1863 Bergung und Konservierung
Nach der Entdeckung beantragte Engelhardt zusätzliche finanzielle Mittel für Bergung, Transport, Konservierung und die Rekonstruktion des Bootes.
Am 26.08.1863 wurden die Bootsteile geborgen und hastig nach Flensburg zur Konservierung in das Museum am Holm Nr. 9 gebracht. Bis Ende Oktober hatte man mit der Konservierung der Holzteile zu tun.
1863 Rekonstruktion
Für die anspruchsvolle Aufgabe der Rekonstruktion des Bootes stellte E. den Tischler F.V. Stephensen ein. Der Dachboden des Museums bot sich als einzige Möglichkeit zum Zusammenbau an. Anhand einer von E. erstellen Fundskizze aus dem Moor fertigte Stephensen eine vorläufige Rekonstruktionszeichnung. Da die gerade konservierten Einzelteile noch feucht waren, konnte Stephensen die Bootsplanken wieder in Form bringen und so die Puzzleteile
zu einem Ganzen zusammensetzen, wobei fehlende Teile ergänzt wurden.
• Im Dezember reiste Magnus_Petersen aus Kopenhagen an und erstellte Zeichnungen vom Nydamboot.
1864 Ausbruch des Deutsch-Dänischen Krieges
Anfang 1864 wurde die Flensburger_Sammlung ausgelagert. Das Nydamboot musste E. aus technischen Gründen auf dem Dachboden in Flensburg zurücklassen.
1864 Wiener Frieden
Im Wiener Frieden von 1864 wurde festgelegt, dass Dänemark die Bestände der Flensburger Sammlung an Preußen übergeben musste.
1874 Eingliederung
1874 wurde die Flensburger Sammlung mit der Kieler Sammlung vereinigt.
1877 Abtransport des Nydambootes nach Kiel
Ab 1874 gab es Überlegungen, das Nydamboot an einem anderen Ort in Flensburg aufzustellen, da das Bezirksgericht die Räumlichkeiten auf dem Dachboden dringend benötigte. Die Ideen für eine Umsetzung waren teils aus technischen, teils aus finanziellen Gründen nicht machbar. Dies jedoch wäre die allerletzte Chance der Stadt Flensburg gewesen, das Nydamboot dort zu behalten.
Als das Kieler Museum 1877 in die Kattenstraße 2 umzog, bot
H_Handelmann an, das Boot im
Museum vaterländischer Altertümer aufzustellen.
Der Schiffbauer Techant wurde für die Demontage des Bootes in Flensburg und die Montage in Kiel beauftragt. In Kisten verpackt kam das Boot auf dem Schienenweg in Kiel an und wurde wie in Flensburg, so auch in Kiel, auf dem Dachboden ohne Sockel aufgestellt.
Das Museum in der Kattenstraße wurde am 11. August 1878 offiziell eröffnet.
1887 Umbau des Daches
Durch den Neubau der Schlosswache wurde das Dach des Museums zum Satteldach umgebaut und gleichzeitig die Schornsteine und Züge im Dachboden entfernt. Trotzdem waren die Licht- und Platzverhältnisse nicht optimal und dadurch war das Boot auch nur einem kleinen Personenkreis zugänglich. Anfang der 1910er Jahre wurden die Rufe in der Öffentlichkeit immer lauter, den prähistorischen Fund von unschätzbarem Wert in angemessenem Rahmen auszustellen.
1924 Neuer Anbau für das Nydamboot
Im Jahr 1923/1924 entstand rechts neben dem Museum ein Anbau für das Nydamboot auf dem Fundament der alten Reithalle.
Von 1924 bis 1941 war das Nydamboot in Kiel dann der Öffentlichkeit zugänglich und konnte von allen Seiten bestaunt werden.
FAZIT:
Von den
64 Jahren die das Nydamboot in Kiel beheimatet war, war es
• 47 Jahre auf dem Dachboden versteckt und nur
• 17 Jahre der Kieler Öffentlichkeit zugänglich, bevor es 1941 für immer verschwand.
1941 Auslagerung Nydamboot
Im September 1941 wurde das Boot kriegsbedingt auf den Ziegelsee bei Mölln auf einer Hamburger Schute bis 1946 ausgelagert.
Seit den 1930iger Jahren gab es am See eine Freibadeanstalt der Jugendherberge mit einer kleinen Hütte und einem Badesteg. Daneben wurde die Schute mit der kostbaren und gut getarnten Ladung versteckt.
1945 Die Zukunft des Nydambootes
Am 8. Mai 1945 endet der zweite Weltkrieg und schon am 17. Mai 1945 erkundigten sich die britischen Besatzungstruppen nach Verbleib und Zustand des Nydambootes. Obwohl die dänische Regierung die Rückgabe des Nydambootes forderte, entschieden sich die Briten, das Nydamboot künftig im neuen Landesmuseum im Schloss Gottorf zu zeigen.
1946 Das Nydamboot wird nach Schleswig transportiert
Im Herbst 1946 begann die Rückreise des Nydambootes vom Ziegelsee bei Mölln.
Route: Elbe-Lübeck-Kanal, Elbe, Nord-Ostsee-Kanal, Ostsee und die Schlei nach Schleswig
Am 18.10.1946 kam die Hamburger Schute mit der kostbaren Fracht in Schleswig an und überwinterte dort an der Kaianlage.
1947 Transport des Nydambootes durch Schleswig
Am 08.05.1947 wurde das Nydamboot auf einem Tieflader durch die Schleswiger Innenstadt in die ehemalige Exerzierhalle neben dem Schloss Gottorf gebracht.
1950 Eröffnung des neuen Landesmuseums auf der Gottorfer Schlossinsel
• Die kriegsbedingt ausgelagerten und verstreuten Bestände der ehemaligen Museen wurden nach Schleswig gebracht, geordnet, ausgestellt und der Öffentlichkeit ab 1950 präsentiert.
• 1952 erfolgt die Umbenennung zum „Schleswig-Holsteinischen Museum für Vor- und Frühgeschichte“.
• Die ehemalige Exerzierhalle heißt heute Nydamhalle und ganz im Sinne Conrad_Engelhardts kann das Nydamboot dort bis heute bestaunt werden.
Quellen:
Flensborgsamlingen 1852-1864 og dens skæbne.
Stine Wiell
Padborg 1997
ISBN 87-89178-27-0
KBK = Köngliche Bibliothek Kopenhagen
LDSH = Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein
StAKI = Stadtarchiv Kiel
StASL = Stadtarchiv Schleswig
SHLB = Landesbibliothek Schleswig-Holstein - Kiel
LAS = Landesarchiv Schleswig-Holstein - Schleswig