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Pläne und Ansichten hier:
Am 18.08.1863 entdeckte Helvig Conrad Engelhardt bei Ausgrabungen im Nydammoor nördlich von Sonderburg, unter anderem, ein 23 Meter langes Schiff aus Eichenholz, das heute als das Nydamboot bekannt ist. Erstmals war es möglich, ein vorgeschichtliches hochseetüchtiges Schiff zu bergen und zu untersuchen.
"Nach der Entdeckung beantragte Engelhardt zusätzliche finanzielle
Mittel für die Bergung, den Transport, die Konservierung und die
Rekonstruktion des Bootes. Am 26.08.1863 wurden die Bootsteile geborgen
und hastig zur Konservierung nach Flensburg in das Museum am Holm Nr. 9
gebracht. Bis Ende Oktober war man mit der Konservierung der Holzteile
beschäftigt."
Für die anspruchsvolle Aufgabe der Rekonstruktion des Bootes stellte E. den Tischler F.V. Stephensen ein. Der Dachboden des Museums bot sich als einzige Möglichkeit zum Zusammenbau an. Anhand einer von E. erstellten Fundskizze aus dem Moor fertigte Stephensen eine vorläufige Rekonstruktionszeichnung. Da die gerade konservierten Einzelteile noch feucht waren, konnte Stephensen die Bootsplanken wieder in Form bringen und so die Puzzleteile zu einem Ganzen zusammensetzen, wobei fehlende Teile ergänzt wurden."
Anfang 1864 wurde die Flensburger_Sammlung ausgelagert. Das Nydamboot musste E. aus technischen Gründen auf dem Dachboden in Flensburg zurücklassen.
Ab 1874 gab es Überlegungen, das Nydam-Boot an einem anderen Ort in
Flensburg aufzustellen, da das Bezirksgericht die Räume auf dem
Dachboden dringend benötigte. Die Ideen für eine Umsetzung waren teils
aus technischen, teils aus finanziellen Gründen nicht machbar. Dies
jedoch wäre die allerletzte Chance der Stadt Flensburg gewesen, das
Nydam-Boot dort zu behalten.
Als das Kieler Museum 1877 in die Kattenstraße 2 umzog, bot H. Handelmann an, das Boot im Museum vaterländischer Altertümer aufzustellen.
Der Schiffbauer Techant wurde für die Demontage des Bootes in Flensburg und die Montage in Kiel beauftragt. In Kisten verpackt kam das Boot auf dem Schienenweg in Kiel an und wurde wie in Flensburg, so auch in Kiel, auf dem Dachboden ohne Sockel aufgestellt.
Das Museum in der Kattenstraße wurde am 11. August 1878 offiziell eröffnet.
Durch den Neubau der Schlosswache wurde das Dach des Museums in ein
Satteldach umgebaut und gleichzeitig die Schornsteine und Dachgauben im
Dachboden entfernt. Trotzdem waren die Licht- und Platzverhältnisse
nicht optimal, wodurch das Boot auch nur einem kleinen Personenkreis
zugänglich war. Zu Beginn der 1910er Jahre wurden die Rufe in der
Öffentlichkeit immer lauter, den prähistorischen Fund von unschätzbarem
Wert in einem angemessenen Rahmen auszustellen.
In den Jahren 1923/1924 entstand rechts neben dem Museum ein Anbau für das Nydamboot, der auf dem Fundament der alten Reithalle errichtet wurde.
• Architekt: Georg_Friedrich_Lohr, Regierungs- und Oberbaurat
Von 1924 bis 1941 war das Nydamboot in Kiel der Öffentlichkeit zugänglich, und konnte von allen Seiten bestaunt werden."
FAZIT:
Von den 64 Jahren, die das Nydamboot in Kiel beheimatet war, war es:
• 47 Jahre auf dem Dachboden versteckt
• 17 Jahre der Kieler Öffentlichkeit zugänglich, bevor es 1941 für immer verschwand.
Im September 1941 wurde das Boot kriegsbedingt am Ziegelsee bei Mölln auf einer Hamburger Schute bis 1946 ausgelagert.
Seit den 1930iger Jahren gab es am See eine Freibadeanstalt der Jugendherberge mit einer kleinen Hütte und einem Badesteg. Daneben war die Schute mit der kostbaren und gut getarnten Ladung versteckt.
Am 8. Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg und schon am 17. Mai 1945
erkundigten sich die britischen Besatzungstruppen nach Verbleib und
Zustand des Nydam-Boots. Obwohl die dänische Regierung die Rückgabe des
Nydam-Boots forderte, entschieden sich die Briten, das Nydam-Boot
künftig im neuen Landesmuseum im Schloss Gottorf zu zeigen.
• Die kriegsbedingt ausgelagerten und verstreuten Bestände der ehemaligen Museen wurden nach Schleswig gebracht, geordnet, ausgestellt und der Öffentlichkeit ab 1950 präsentiert.
• 1952 erfolgt die Umbenennung zum „Schleswig-Holsteinischen Museum für Vor- und Frühgeschichte“.
• Die ehemalige Exerzierhalle heißt heute Nydamhalle. Ganz im Sinne Conrad Engelhardts kann das Nydamboot dort bis heute bestaunt werden.
Quellen:
Flensborgsamlingen 1852-1864 og dens skæbne.
Stine Wiell
Padborg 1997
ISBN 87-89178-27-0
KBK = Königliche Bibliothek Kopenhagen
LDSH = Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein
StAKI = Stadtarchiv Kiel
StASL = Stadtarchiv Schleswig
SHLB = Landesbibliothek Schleswig-Holstein - Kiel
LAS = Landesarchiv Schleswig-Holstein - Schleswig