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Kieler Schloss
Das Kieler Schloss war kein Gebäude aus einem Guss, sondern setzte sich aus mehreren Baukörpern aus unterschiedlichen Epochen zusammen. Erst mit dem L-förmigen Pelli-Neubau von 1668, der an den Herzog-Adolf-Bau anschloss, entstand ein U-förmiger zusammenhängender Schlosskomplex, der bis 1944 sichtbar war.
Das Kieler Schloss war:
eine Nebenresidenz der Gottorfer Herzöge
im 16. Jahrhundert zeitweise Witwensitz
im Dreißigjährigen Krieg mehrmals besetzt
an den Adligen Hans Rantzau sowie anschließend an die Lübecker verpfändet
Gründungsort der Christian-Albrechts-Universität 1665
zeitweise unbewohnbar
Geburtsort von Karl_Peter_Ulrich, dem späteren Zar Peter III.
teilweise Universität
Sitz der Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung
Lazarett und militärisches Hauptquartier
Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen
Verwaltungssitz und Landesbibliothek
Drei wichtige Ereignisse fanden auf dem Schloss statt:
1665 Gründungsfeier der Christian-Albrechts-Universität.
1773 wurde hier der gottorfsche Anteil in Holstein an Dänemark übergeben.
1867 erfolgte im Schloss die Übernahme der Herzogtümer Schleswig und Holstein durch Preußen.
0 .Burg
In den 1230er Jahren ließ Stadtgründer Graf Adolf_IV. von Schauenburg eine Schutzburg für den Handelsplatz "tom Kyle" anlegen. Die Burg wurde auf der Endmoräne, dem späteren Kieler Schlossgelände errichtet, Weitere Details sind nicht bekannt.
1. Kieler Schloss von Herzog Friedrich I 

1502 wurde die mittelalterliche Schutzburg abgebrochen und durch einen ersten Schlossbau ersetzt, der 1512 fertiggestellt wurde.
2. Kieler Schloss von Herzog Adolf I. 

1568 ließ Herzog Adolf_I. einen weiteren Bau auf steiler Moränenkuppe hart am Fördeufer errichten . Ein mächtiger Schlossbau mit 26 x 48 m Grundfläche und 18 m Traufhöhe (Hofseite). Es entstanden 3 Geschosse und im Innenraum fanden unzählige gewölbte Säle und Kabinette, ebenso, die prächtig ausgestattete Schlosskapelle ihren Platz. Im Keller waren die Wirtschaftsräume, Küchen und Backräume
untergebracht.

Mehrfachhaus
Der Herzog-Adolf-Bau wurde in der traditionellen Form des Mehrfachhauses (4-fach) gebaut, einer speziellen Eigenart der Guts-, Schloss- und Herrenhausarchitektur in Schleswig-Holstein. Hierbei wurden Häuser gleicher Größe nebeneinander zusammengebaut.
Dach
Vier Satteldächer bildeten den Abschluß der drei Stockwerke. Die Dächer wurden mit einen Kranz aus 12 Ziergiebeln und 2 Ziererkern an der Wasserseite bekrönt (Renaissancestil).
Pfahlgründung / Fundament / Sockel
Da der Untergrund auf der Wasserseite für die Anlage massiver Mauern ungeeignet war, mußte zuerst eine Pfahlgründung erfolgen. Für das Fundament wurden starke Unterlegbohlen auf die Pfahlköpfe gelegt, es folgten Entlastungsbögen aus Ziegelsteinen mit Untermauerung, zwei Schichten mit grossen Feldsteinen und erst dann wurde der Sockel mit behauenen Granitquadern gemauert. Der Sockel des Herzog-Adolf-Baus hatte eine Stärke von 2,30 m.
Treppentürme
Auf der Hofseite waren jeweils an der Nordwest- und Südwestecke hochragende Treppentürme gemauert. Die einzelnen Geschosse erreichte man über Wendeltreppen. Auf der Ostseite gab es noch 2 weitere innenliegende Wendeltreppen in den Gebäudezwischenwänden, diese waren aber dem Herzog als Zugang für seine Gemächer vorbehalten.
Schlosskapelle
Von besonderer Bedeutung war die Schlosskapelle. Sie befand sich im 1. Stock im nördlichen Teil und war zwei Stockwerke hoch.
2.1. 1685 eingestürzter Herzog-Friedrich-Bau
Am 31.03.1685 um 14:00 Uhr brach die Vorderfront des 1. Kieler Schlosses von 1512 in sich zusammen.
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3. Kieler Schloss, der Pelli-Bau

1698 wurde für die Herzogin Friderica Amalia an der Stelle des 10 Jahre zuvor eingestürzten Herzog-Friedrich-Baus ein Neubau durch den Festungsbaumeister Dominicus_Pelli errichtet.
Pelli hatte 1695 die Entwürfe für eine ansehnliche Dreiflügelanlage geliefert, diese sah einen L-förmigen Anbau an den Herzog-Adolf-Bau vor.
Pelli-Bau
Von dem Äußeren des Neuen Schlosses gab der Amtsschreiber Koess 1706 in einem Inventar eine gute Darstellung:
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4. Der Schlossumbau 1763-1766 

Instandsetzung 1763 durch Katharina die Große.
1763 ließ Katharina_II die Große, Zarin von Rußland und zugleich Herzogin von Gottorf, durch den Baumeister Ernst_Georg_Sonnin das damals schon seit Jahrzehnten vor sich hin rottende Schloss instandsetzen.
Da die Schäden am Herzog-Adolf-Bau schon weit fortgeschritten waren, wurde ein externer Berater zu Rate gezogen, die schwierigen Baufragen in Kiel zu lösen. Der bekannteste Baumeister in Hamburg und Holstein, Ernst Georg Sonnin wurde im März 1763 mit der Untersuchung der Bauschäden beauftragt. Das Konseil überreichte der Zarin am 7. März 1763 ein ausführliches Gutachten.
- Am 7. Juli 1763 übergab Sonnin einen Kontraktentwurf, dieser wurde überarbeitet und ergänzt.
- Das Dach mit den beiden kleinen Ecktürmen auf dem Herzog Adolf Bau soll abgetragen werden.
- Die Decke der obersten Etage sowie die Gewölbe ausser dem Kirchengewölbe sollten abgebrochen werden.
- Ein Mansarddach sollte aufgebracht werden. Statt der Gewölbe sollten neue Decken eingezogen werden.
- Das Dach sollte mit roten Pfannen belegt werden.
- In der zweiten Etage sollten ein großer Saal und vier Zimmer eingerichtet werden. Die Gipsdecken sollten mit mäßigem Zierrat versehen werden.
- Das äußere Mauerwerk sollte ausgebessert und zum Teil mit Kalk beworfen werden.
- Die Gewölbe des Kellers und der ersten Etage sollten gründlich ausgebessert werden.
- Die unterste Etage sollte mit Scherwänden zum Teil neu unterteilt werden. Überall sollten der Größe der Zimmer entsprechende Öfen gesetzt werden.
- Alle Fensterrahmen sollten neu und einheitlich angefertigt werden.
- Das alte schwere Gewölbe sollte durch ein Gipsgewölbe ersetzt werden.
- Ferner sollten auch die Kirchenfenster in gleicher Lage den Etagenfenstern angepasst werden.
- Eine neue Galerie aus Stein unter Benutzung der aus dem Alten Schloss entfernten Pfeiler sollte gebaut werden.
- Unterteilung des neuen Konseilzimmers und einen Schornstein von der alten Küche im Keller durch alle Etagen, sogar hinter der Orgel, vor.
- In der russischen Kirche sollte das Gewölbe ebenfalls abgebrochen und durch eine verzierte Stuckdecke ersetzt werden.
- Die Wand zum Vorraum sollte versetzt und das fehlende Stück an der Altarwand durch neue Bretter verbreitert werden.
- Die kleine runde Treppe zu dem neuen großen Saal im Obergeschoss sollte durchgehend abgebrochen werden.
- Arbeiten an der Orgel
- Stuckarbeiten im großen Saal
- Am südwestlichen Turm des Flügels wurde die Haube entfernt und stattdessen eine Plattform angelegt, die als Sternwarte dienen sollte.
Am 24. September 1763 ordnete das Konseil an, das der Herzog Adolf Bau wegen der zu erwartenden Bauarbeiten völlig geräumt werden solle. Gleichzeitig solle die alte Küche in der Dänischen Straße wieder in Ordnung gebracht werden, damit dort gekocht werden könne. Die Küche im alten Bau war wegen des baufälligen Gewölbes nicht zu benutzen. Der Gottesdienst solle auf Anordnung des Statthalters während der Bauzeit im Grünen Zimmer des Pelli Baus gehalten
werden.
Da E.G. Sonnin ein viel beschäftigter Baumeister war, übertrug er die örtliche Bauleitung dem Bauinspektor Johann Adam Richter. Richter war zu jener Zeit ein Mitarbeiter von Sonnin. 1766 wurde Richter als Landbaumeister in Holstein ernannt.
Hauptaugenmerkmal der Instandsetzungsarbeiten war das bis 1944 weithin sichtbare neue mächtige Mansarddach.
Quelle: C.H.Seebach,Das Kieler Schloss,1965,Neumünster
Notizen:
1838 1. Schlossbrand im Herzog-Adolf-Bau
Am 16. März 1838 vernichtete ein Brand weite Teile des Herzog-Adolf-Baus und der Schlosskapelle. Die Neuausstattung der Innenräume erfolgte daraufhin in bescheideneren Formen.
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1855 wurden durch die Firma Schweffel und Howaldt gußeiserne Wasserrohe verlegt.
1858 wurde das Schloss an die örtliche Gasversorgung angeschlossen und in fast allen Zimmern wurde Gaslicht installiert, sogar in den Höfen wurden Beleuchtungskörper angebracht.
1888 Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preussen
Eine letzte Glanzzeit erlebte das Schloss von 1888-1918 als Dienst- und Wohnsitz des Prinzen Heinrich von Preußen, des Bruders Kaiser Wilhelms II.
1938 2. Schlossbrand im Herzog-Adolf-Bau
Genau 100 Jahre später brannte das Schloss zum zweiten Mal. Bei Schweißarbeiten auf dem Dachboden des Herzog-Adolf-Baus (Ostflügels) entstand ein Feuer, das die Torffüllungen der Bodendecke in Brand setzte. Erst gegen Mitternacht konnte der Großbrand gelöscht werden.
1944 3. Schlossbrand im Herzog-Adolf-Bau
Am 04.01.1944 brannte das Kieler Schloss nach einem Bombenangriff fast komplett aus. Der Westflügel blieb weitestgehend verschont.
1959 Abbruch der Schlossruine
Mitte der 1950er Jahre wurden umfangreiche archäologische Ausgrabungen auf dem Schlossgelände ausgeführt, bevor im Jahre 1959 mit dem Abbruch der Kieler Schlossruine begonnen wurde.
Die Resultate der Ausgrabungen sind hier nachzulesen:
Das Kieler Schloss
Carl-Heinrich Seebach (Autor)
Verlag:Wachholtz Verlag, 1965, Neumünster